Der »Kreis zum Buch«

Für unser Buch »Kornkreise – Rätsel in mystischer Landschaft« benötigten wir Fotomaterial von einer »Kornkreisentstehung«. Da uns kein Fotomaterial über eine Kornkreisanlegung zur Verfügung stand, entschlossen wir uns, den »Kreis zum Buch« selbst zu erschaffen.

In der Kornkreisforscherszene ist es absolut verpöhnt einen Kornkreis offensichtlich durch Menschenhand entstehen zu lassen. Zu groß ist die Angst sehen zu müssen, daß viele »Echtheitsindizien« eben durch menschliche Kornkreismacher, ja sogar oft zufällig entstehen können. Um endlosen und sinnlosen Diskussionen aus dem Weg zu gehen, entschlossen wir uns, den Kreis inkognito an einer uneinsehbaren Stelle anzulegen – er sollte nicht entdeckt werden! So sollte der Bevölkerung die Verwirrung erspart bleiben und den Kornkreisforschern die Notwendigkeit, wieder über Monate hinweg Fakten wegdiskutieren zu müssen um ihr Glaube und Weltbild aufrechterhalten zu können.

Doch alles kam anders…

Ein Landwirt hat uns dankenswerter Weise für unser Projekt eines seiner Bio-Felder zur Verfügung gestellt und erhielt für den entstandenen Fruchtschaden eine Entschädigung von uns. Wir fertigten die Formation zu viert an, und fotografierten noch während der Dämmerung deren Ausführung. Die Formation entstand eher zufällig; wir diskutierten während des Anlegens darüber, wie und in welcher Form das Korn umgelegt werden soll. Es war für uns alle eine Überraschung wie perfekt diese nun vom Flugzeug aus am nächsten Tag aussah!

Mit dem Landwirt einigten wir uns für den Fall von Nachfragen zu den Ereignissen auf seinem Acker auf folgende Sprachregelung: Der Kreis war von uns zu Demonstationszwecken für ein Buchprojekt angelegt worden – unsere Telefonnummer lag zur Herausgabe bereit, um Antworten auf weitere Fragen geben zu können.

Dann begann unser Projekt die für Kornkreise typische Eigendynamik zu entwickeln: Zwei Journalisten hatten von einem Piloten gehört, der eine sensationelle Kornkreisformation im Saarland entdeckt hat. Die Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer, sogar bis nach Südengland, wo sich die Kornkreisszene zu diesem Zeitpunkt an den englischen Kornkreisen erfreue. Aus den Kornkreisforscherkreisen waren Einschätzungen derart zu hören, daß es sich bei der Formation um das Highlight des Jahres 2002 handle: perfekte Halmlagerung, keinerlei menschliche Spuren zumal es sich um ein Bio-Feld ohne Traktorspuren handelt! Inzwischen besuchten Schaulustige das Feld und auch Kornkreisforscher tummelten sich in dem Bio-Feld. Von Kornkreisforschern wird immer wieder ausdrücklich betont, daß vor dem Betreten eines Feldes der Landwirt um Erlaubnis zu fragen sei. Jeder der dies getan hätte, wäre sofort über die näheren Hintergründe des Zeichens im Kornfeld aufgeklärt worden.

Die Gerüchteküche in der beschaulichen Ortschaft kochte: Sollte es auf dem Feld nicht mit rechten Dingen zugehen? Aber auch die klare Auskunft des Landwirts über die Entstehung des Piktogrammes lies Zweifel aufkommen – wurden doch in der Nacht während der Entstehung rote Lichter über dem Feld gesehen! Und es ist doch viel interessanter an außerirdische Mächte als Verursacher zu glauben, als an vier humanoide Lebensformen, die sich mit Schweiß auf der Stirn des nächtens im Feld abmühen…

Oder war doch alles ganz anders? Wurden Brunner und Hoos vom CIA, dem Vatikan oder Regierungen und deren Geheimdiensten beauftragt diese Geschichte zu erzählen um etwas phantastisches zu vertuschen? Oder war es etwas so wie auf diesem Video:

Im Laufe des Sommers wuchs das Interesse der Medien an diesem spektakulären Fund. Für die Sendung »Planetopia« (SAT 1) wurde eine weitere Formation von uns im Saarland angelegt. Ein Landwirt war auch schnell gefunden, der gegen Honorar sein Feld für den Dreh zur Verfügung stellte. Da die Formation bereits am Folgetag abgemäht wurde, war sie nur für wenige Stunden vom Himmel aus zu sehen. Entdeckt wurde sie daher nicht.

Die Kornkreisforscher haben uns für diese Aktionen natürlich in der Luft zerissen: Wir täuschen die gesamte Welt der Kornkreisinteressierten! Wir versuchen die Kornkreisforschung zu zerstören!

Auftragsarbeit für SAT 1 bei Silvingen/Saarland

Bleibt die Frage, was könnte die Welt der Kornkreisinteressierten beobachten und die Kornkreisforscher erforschen, wenn es nicht die Kornkreismacher gäbe? Und wie ein Kornkreis gemacht wird, und nicht nur der Kornkreis in seiner physischen Form als Abdruck umgelegten Korns in einem Feld, sondern der Kornkreis mit all seinen Phänomenen, Mythen und Verstrickungen, das haben wir – unbeabsichtigt wohlgemerkt – an unserem »Kreis zum Buch« zeigen können. Dutzend- oder hundertfach geschieht Gleiches allsommerlich in den Feldern englands, deutschland oder andernorts!

© Florian Brunner / Harald Hoos im Oktober 2002
(alle Fotos © Brunner/Hoos)

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