Der »afri cola«-Kornkreis von Niederbiegen

Bericht von Klaus Stützenberger

Anders als es zunächst in der Schwäbischen Zeitung dargestellt wurde steckte keine Werbeagentur sondern wir, das »Afri Corn Team« hinter dieser Formation.

»Wir« sind fünf Mitarbeiter der Mineralbrunnen AG und haben dort ganz normale Jobs als Maschinisten oder Staplerfahrer. Die Idee zu diesem Projekt entstand als in unserer Firma Ende Februar zu einem Mitarbeiterwettbewerb mit dem Motto »Wir Leben unsere Marken« aufgerufen wurde.

Dieser Kornkreis war somit unser Beitrag für diese Aktion und damit ohne jede persöhnliche Vorerfahrungen im Niederbiegen von Getreidehalmen das Debut von absoluten Anfängern. Unsere Begeisterung und Motivation für diese Aktion erhielt aber eine bittere Entäuschung als wir in der ersten Zwischenwertung gerademal den zweiten Platz (von hinten) belegten.

Doch trotz dieser negativen Bewertung hielt sich ein hartnäckiger Kern von Kollegen die weiter an die »Kraft der Kornkreise« glaubten. Als wir nach langer Suche bei Ravensburg endlich das geeignete Feld und mit Michael Hager einen aufgeschlossenen Landwirt gefunden hatten konnte unsere Vision des »ersten Kornkeises Oberschwabens« Gestalt annehmen. Wir fühlten uns dabei wie große Lausbuben, denn trotz der absoluten Legalität dieses Projekts wollten wir den ersten Teil der Formation stilecht bei Nacht und unbemerkt in das Weizenfeld von Pächter Reinhold Deifel einbringen. Denn das war ja der Trick unserer Aktion. Gleichzeitig war es für mich die Erfüllung einer langgehegten Phantasie. Einmal mitten in der Nacht ein zuvor genau geplantes und durchdachtes Piktogramm als riesigens Zeichen im Kornanzulegen. Obwohl ich davor noch nie einen sogenannten »echten« Kornkreis zu Gesicht bekommen hatte, stellte ich mir vor wie es wohl sein müsste wenn man winzig klein bei Dunkelheit mitten in einem Kornkreis steht. Bei Nacht und ohne einem visuellen Überblick was gerade entsteht, dennoch genau wissend was man tut weil zuvor jeder Messpunkt exakt festgelegt worden, jeder Schritt durchdacht und voraus geplant, ja sogar eine Generalprobe in der Ladehalle der Firma im Maßstab 1:1 gemacht wurde. Doch kaum daß wir uns in diesem Weizenfeld wiederfanden, spürten wir, daß alles ganz anders ist wie wir es uns vorgestellt hatten.

Während wir unseren ersten Streifen des unreifen Getreides plattdrücken drehe ich mich einmal um und der Schauer den ich dabei empinde ist unbeschreiblich. In der Dunkelheit der Nacht sieht dies zwar nur aus wie ein breiter Pfad, doch die Ästhetik und Eleganz die von diesem Anblick ausgeht ist faszinierend. Die Vorstellung von den Dimensionen noch viel größerer und komplexerer Formationen die ich bisher ja nur von Bildern kannte ist nun so Real, daß es kaum echter hätte sein können. Je weiter unsere Formation Gestalt annimmt um so größer wird diese Euphorie und gleichzeitig Ehrfurcht vor den Meistern dieser Kunst. Ingo fragt mich in dieser Nacht immer wieder »Mensch wia machet die des bloß?«. »Du glaubscht doch it an griane Männdla« ist irgendwann meine schwäbische Antwort darauf. Doch trotz meiner absoluten Überzeugung daß Menschen dahinter stecken müssen bin ich mir in diesem Moment selbst nicht mehr sicher .Je weiter wir uns vorarbeiten stellen wir fest daß die Zeit wie im Fluge vergeht und wir uns beeilen müssen denn der Morgen naht. Kaum daß wir nach Sonnenuntergang und dem letzten Licht des Tages an unser Werk gegangen waren, schon liegen etwas über vier Stunden und ca. 300m² Weizen hinter uns.Dabei haben wir viele erste Erfahrungen gesammelt die wir bald wieder brauchen werden. Denn in einer Woche werden wir bei Tage zurückkommen und als »afri cola« Kornkreis vollenden was jetzt noch als völlig anonymes Langpiktogramm im Feld liegt.

Doch schon wenige Tage später kommt die zweite Enttäuschende Zwischenwertung die uns für einen Augenblick die Freude über die ersten Luftbilder trübt die wir schon von einem Kollegen vermittelt bekommen haben. Diesmal sind wir sogar die allerletzten in der Gunst der Jury die von unserem Werk noch nichts erfahren hat. Aber jetzt spüren wir daß es uns egal ist welchen Platz wir belegen werden, denn mittlerweile beginnt der Mythos des Kornkreises zu wirken. Unsere Arbeitskollegen geben nun alle durchweg positive feedbacks und unterstützen uns damit enorm für die Vollendung des Werkes. Als dann am Freitag der erste Bericht in der Schwäbischen Zeitung erscheint ist unsere Motivation trotz aller negativen Jurykritik wieder voll da.

Denn nun wäre uns die Meinung jeder Jury der Welt egal – ab nun machen wir den »afri cola«-Kreis nur noch für uns!

P.S.: Erst viele Tage nachdem in dem Feld bei »Niederbiegen« der letzte Halm flachgedrückt worden ist fällt mir Zufällig der Doppeldeutige Witz dieses Wortes auf, denn der Namen dieser Ortschaft war für uns in nie ein Kriterium für die Auswahl dieser Location gewesen.

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